DAS SCHIELENDE ARCHIV
2013
Westermeier researched the historical facts, sifted through the documents in the archives of the Art Association and visited the depot at the LWLMuseum. The title “Das schielende Archiv” (The squinting Archive) is a formulation borrowed from the Spanish philosopher, José Ortega y Gasset, who referred to the art of the nineteenth century as “drastically cross-eyed art” because the artworks require a kind of perception that is incompatible with our everyday perception of reality: a “dual view” is imposed upon the viewer, so that he is compelled to “squint”.
On the one hand, Westermeier’s prints depict the analogue archive of the Kunstverein’s collection, and on the other, they feature individual paintings from this nineteenth- and early twentieth-century collection. The tradition and long history of Westfälischer Kunstverein is made visible, but also the relevance and the aspiration of an archive to be complete and represent the truth. To what extent have the characteristics of quality changed over the centuries? Who decides upon the canon of art worth preserving and how does this choice influence our contemporary understanding of art? How does this tradition influence the Kunstverein’s image and understanding of itself?
The installation of the photographs in the foyer, open to the city side, picks up on a practice from the early years of the Kunstverein: individual paintings that came about in the overall context of the Düsseldorf School, were presented at different points en route to their final destination for the delectation and admiration of a curious public.
Kristina Scepanski, 2013
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Christoph Westermeier hat für den Westfälischen Kunstverein eine Serie von Fotografien produziert, die sich inhaltlich mit der gemeinsamen Geschichte von Kunstverein und LWL-Museum auseinandersetzt. Mit der Dau- erleihgabe seiner umfassenden Gemäldesammlung an das LWL-Museum im Jahr 1908 trug der Kunstverein maßgeblich zu dessen Gründung bei und erhielt im Gegenzug das Hausrecht im Museumsbau. Bis heute sind Kunstverein und Museum durch diese Dauerleihgabe eng
mitein- ander verbunden.
Westermeier recherchierte die historischen Gegebenheiten,
sichtete die Unterlagen im Archiv des Kunstvereins und besuchte die Depots im LWL- Museum. Der Titel „Das schielende Archiv“
ist einer Formulierung des spanischen Philosophen José Ortega y Gasset entlehnt, der die Kunst des 19. Jahrhunderts als eine „hochgradig schielende Kunst“ bezeichnete, da ihre Erzeugnisse eine Art der Wahrnehmung erforderten, die unvereinbar sei mit unserer alltäglichen Wahrnehmung der Realität: Dem Betrachter werde ein „Doppelblick“ auferlegt, er müsse „schielen“.
Westermeiers Prints zeigen auf der einen Seite eine Abbildung des analogen Archivs der Samm- lung des Kunstvereins und auf der anderen je ein einzelnes Gemälde dieser Sammlung aus dem
19. und frühen 20. Jahrhundert. Die Tradition und langjährige Geschichte des Westfälischen Kunstvereins wird sichtbar gemacht, während zugleich aber auch die Relevanz und der Anspruch eines Archivs auf Vollständigkeit und Wahrheit hinterfragt werden. Wie haben sich Qualitätsmerkmal im Laufe der Jahrhunderte gewandelt? Wer entscheidet über den bewahrenswerten Kanon der Kunst und wie beeinflusst diese Wahl unser heutiges Verständnis von Kunst? Wie beeinflusst diese Tradition das Selbstverständnis des Kunstvereins?
Die Installation der Fotografi- en im Foyer, offen zur Stadt, greift zudem eine Praxis aus den Anfangsjahren des Kunstvereins auf: Einzelne Gemälde, die im Umfeld der Düsseldorfer Malerschule entstanden waren, wurden auf ihrer Reise an ihren endgültigen Bestimmungsort an verschiedenen Stationen einer neugierigen Öffentlichkeit zur Bewunderung präsentiert.
Kristina Scepanski, 2013
EXHIBITION: „THERE'S NO PLACE LIKE HOME“
Eric Baudelaire, Nanna Debois Buhl, Jean-Pascal Flavien, Theresa Himmer,
Maria Loboda, Benjamin Tiven, Jeronimo Voss, Christoph Westermeier
April 20-June 23, 2013, Westfälischer Kunstverein Münster
Curator: Kristina Scepanski
DAS SCHIELENDE ARCHIV
four double sided mounted inkjet prints
each 105x265 cm. 2013
Installation view Westfälischer Kunstverein Münster
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