REPRÄSENTATIONSKÖRPER
2024

In seinen Arbeiten hinterfragt Christoph Westermeier Fotografien, Sehgewohnheiten und Bildkorrespondenzen. Er verhandelt Fragen wie: „Wie gehen wir mit unserer eigenen kulturellen Identität um? Wie mit kulturellem Erbe? Wie visualisieren wir dies? Und wie gehen wir damit um in Zeiten des Umbruchs vom Analogen ins Digitale?“ Für das fotografische Bild gibt es keine Grenzen mehr. So nutzt er neben der Kamera auch das Smartphone, um Bilder zu erstellen.

In der Arbeit „Repräsentationskörper“ die im Rahmen der Ausstellung „Travertine und Muschelkalk“ entstand, befasst sich Christoph Westermeier mit der Figur der Kugelspielerin von Walter Schott sowie mit dem Modell der 50-Pfennig-Münze.

Die Kugelspielerin wurde 1897 von Walter Schott geschaffen, eine der populärsten Figuren der Jahrhundertwende. Ein lebensgroßer Bronzeguss steht im Blumengarten an der Königsallee in Düsseldorf, außerdem existieren eine Vielzahl von Statuetten der Figur in Bronze oder Meißner Porzellan, wie die Figur aus dem Hetjens Museum in Düsseldorf.

Kombiniert wird die Figur der Kugelspielerin mit der Frauendarstellung auf der 50-Pfennig-Münze. Geschaffen wurde die bekannte Abbildung der Baumpflanzerin 1949 im Nachgang der Währungsreform 1948 von Richard M. Werner für einen Gestaltungswettbewerb der Bank deutscher Länder (später: Deutsche Bundesbank). Für die 50-Pfennig-Münzen wurde ein Motiv gesucht, das den Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg verkörpern sollte. Gerda Jo Werner stand für die Darstellung Modell und wurde dadurch bekannt. Wie das Motiv der Münze mit der Zeit in Vergessenheit gerät, werden viele Kunstwerke im öffentlichen Raum nicht mehr wahrgenommen. Sei es, weil sie übersehen werden oder zu selbstverständlich geworden sind. Die Sichtbarkeit ist aber eine Voraussetzung für eine zeitgenössische, auch kritische Betrachtung und Bewertung von historischen Werken, die heute anders eingeordnet werden als noch zu ihrer Entstehungszeit. Aus diesem Grund greift Westermeier diese Motive auf, um sie in seinen Arbeiten wieder sichtbar zu machen und mit aktuellen Fragestellungen zu konfrontieren.

Zu sehen ist die Arbeit „Repräsentationskörper“ im Hauptsitz der Kreissparkasse Düsseldorf an der Kasernenstraße 69. Das Gebäude wurde in der Nachkriegszeit von Hanns Dustmann erbaut. Der Bau aus der frühen Nachkriegszeit im Stil neuklassischer Bauten mit Lochfassade aus Travertin und Muschelkalk ist typisch für diese Zeit. Dustmann arbeitete 1938 bis 1943 im Büro Albert Speers und stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda. 1953 kam er nach Düsseldorf, wo er im Rahmen des Wiederaufbaus des im Krieg zerstörten Düsseldorfs tätig wurde. Bis zu seinem Tod beschäftigte er sich vor allem mit der Planung von Banken, Versicherungen und Bürobauten. Als Mitarbeiter von Stadtbauamtsleiter Friedrich Tamms – der zuvor ebenfalls im engsten Kreis von Albert Speer als Architekt tätig gewesen war – war Dustmann mitbeteiligt im „Düsseldorfer Architektenstreit“, der um 1952 über die personelle Besetzung von Schlüsselstellen in Düsseldorf entbrannte und die mangelnde Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und die allzu nahtlose Einflussnahme ihrer Protagonisten am Wiederaufbau aufzeigte.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Katharina Wettwer, Kuratorin der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf, mit freundlicher Unterstützung der Kreissparkasse Düsseldorf.


Katharina Wettwer, 2024



In his works, Christoph Westermeier questions photographs, viewing habits and image correspondences. He addresses questions such as: ‘How do we deal with our own cultural identity? How do we deal with cultural heritage? How do we visualise this? And how do we deal with it in times of transition from analogue to digital?’ There are no longer any limits to the photographic image. In addition to the camera, he also uses his smartphone to create images.

In the work ‘Repräsentationskörper’, which was created as part of the exhibition ‘Travertine und Muschelkalk’, Christoph Westermeier deals with the figure of the ball player by Walter Schott and the model of the 50 penny coin.

The ball player was created in 1897 by Walter Schott, one of the most popular figures of the turn of the century. A life-size bronze cast stands in the flower garden on Königsallee in Düsseldorf, and there are also numerous statuettes of the figure in bronze or Meissen porcelain, such as the figure in the Hetjens Museum in Düsseldorf.

The figure of the ball player is combined with the depiction of a woman on the 50 penny coin. The well-known image of the tree planter was created in 1949 by Richard M. Werner for a design competition organised by the Bank deutscher Länder (later the Deutsche Bundesbank) in the wake of the 1948 currency reform. A motif was sought for the 50 penny coins that would epitomize the reconstruction of Germany after the Second World War. Gerda Jo Werner modelled the image and became famous as a result. Just as the motif of the coin is forgotten over time, many works of art in public spaces are no longer recognized. Be it because they are overlooked or have become too commonplace. However, visibility is a prerequisite for a contemporary, critical view and evaluation of historical works that are categorized differently today than they were when they were created. For this reason, Westermeier takes up these motifs in order to make them visible again in his works and to confront them with current issues.



The work ‘Repräsentationskörper’ can be seen at the headquarters of Kreissparkasse Düsseldorf at Kasernenstraße 69, which was built in the post-war period by Hanns Dustmann. The building from the early post-war period in the style of neo-classical buildings with a perforated façade made of travertine and shell limestone is typical of this time. Dustmann worked in Albert Speer's office from 1938 to 1943 and in 1944 was on the list of Gottbegnadete of the Reich Ministry of Public Enlightenment and Propaganda. In 1953, he moved to Düsseldorf, where he worked on the reconstruction of Düsseldorf, which had been destroyed in the war. Until his death, he was mainly involved in the planning of banks, insurance companies and office buildings. As an employee of Friedrich Tamms, head of the city planning office - who had also previously worked as an architect in Albert Speer's inner circle - Dustmann was involved in the ‘Düsseldorf Architects’ Controversy’, which broke out around 1952 over the staffing of key positions in Düsseldorf and highlighted the failure to come to terms with the National Socialist past and the all-too-seamless influence of its protagonists on the reconstruction.

The exhibition was curated by Katharina Wettwer, curator of the Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf, with the kind support of Kreissparkasse Düsseldorf.


Katharina Wettwer, 2024



REPRÄSENTATIONSKÖRPER, 2023

Installation view “Travertine und Muschelkalk” as part of “EINE STRAßE”, Düsseldorf, June - September, 2024

series of eight images, each 84X50 cm, inkjet print, 2024