Als der Künstler Peter Roehr 1965 in eine Korrespondenz mit dem Deutschen Volkswagen Konzern trat, bat er um die Zusendung von 100 Exemplaren des VW-Prospekts 151.001.00-8/64. Als er ein Jahr später dem Konzern einen Bericht über die entstandenen Arbeiten, Reproduktionen und Ausstellungsansichten schickte, bekam er eine Antwort von zwei Mitarbeitern, die 135 Mal „Gut Herr Roehr“ schrieben und mit „wir gratulieren“ den Brief abschlossen. Dieser Austausch zeigt eindrücklich, wie sich Künstler und Werbegrafiker auf Augenhöhe austauschen. Auch zeigen die Werbetafeln des Konzerns aus der Zeit, wie auf visueller Ebene um eine Sprache gerungen wird, die gleichzeitig in der Popart verhandelt wird. Diese visuelle Überschneidung ist nicht selbstverständlich. Während die bildende Kunst im allgemeinen neue Wege beschreitet und sich als Avantgarde versteht, reagiert die Werbung eher auf den Zeitgeist und setzt das zu bewerbende Produkt in einen passenden Kontext. So ist die Werbung in einer Illustrierten mit Küchenrezepten eine andere als in einem Eisenbahn– magazin oder einer Fachzeitschrift für Philatelisten.
Jede Person, die an einer Kunsthochschule studiert hat, kennt das Gefühl der Verwunderung, wenn man das erste Mal eine gedruckte Ausgabe des Magazins Artforum in den Händen hält. Zwischen all den Werbeseiten übersieht man die Texte und erst wenn man erfährt, dass die Werbung streng kuratiert wird, schaut man sich diese genauer an. Bekommt man zudem eine Ausgabe aus den 1980er Jahren in die Hand, stellt man fest, dass man von einem Großteil der angekündigten KünstlerInnen noch nie etwas gehört hat. Zur Verwunderung gesellt sich Resignation und Melancholie. Die Flüchtigkeit von Zeit wird in einer alten Magazinausgabe haptisch greifbar.
Sensibilisiert für diese Thematik lohnt sich ein Blick in Broschüren von Kunstvereinen, Kunsthallen und Kunstmuseen. Um die Finanzierung einer Publikation zu generieren, ist es seit dem Aufkommen von fototechnisch bebilderten Ausstellungskatalogen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts üblich, die letzten Seiten für Inserate freizugeben. Manchmal sind die Inserate sogar durch die gesamte Publikation verteilt und mischen sich mit dem inhaltlichen Teil des Katalogs. Sie richten sich an ein bildungsbürgerliches Publikum, das einen gediegenen Lebensstil pflegt und sich den schöngeistigen Dingen zuwendet. TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS fasst vier Bereiche zusammen, die vor– wiegend in Publikationen von Kunstinstitutionen zu finden sind.
Der Teppich steht für eine gediegene Wohnung, ein Orientteppich macht sich gut zu einem abstrakten Bild, während ein zimmerfüllender Teppich den perfekten Untergrund für einen Cocktailempfang bietet.
Das Buch zeugt von Intellekt, Bildung und Interesse. Als Paradestück auf einem Coffee-Table oder als Luxuskleinod mit Leinenbezug sind Bücher unabdingbar. Teilweise verweisen Verlage auch auf hoch– wertige Kunstreproduktionen, Postkarten und Faksimiles.
Die Tapete soll wie der Teppich in keiner geschmackvoll eingerichteten Wohnung fehlen. Dabei ist sie als Hintergrund für Gemälde, Editionen und Kunstdrucke zu verstehen. Die Kestnergesellschaft in Hannover lieferte in ihren Publikationen lange ein Anschauungsblatt der Norta Tapeten (Insolvenz 1979) mit. Auf einem Muster für eine Raufasertapete im Katalog zur Wilhelm Lehmbruck Ausstellung 1955 ist zu lesen: „Die Bildwerke moderner Meister verlangen von der Wand, vor der sie wirken sollen, strengste Zurückhaltung. Dagegen fordern die Gesetze der Raumgestaltung bei aller Reserve des Ausdrucks eine gewisse Lebendigkeit und Wärme der Wandflächen.“
Der Schnaps steht für Geselligkeit und Kontinuität. Jahreszahlen auf den Etiketten verweisen auf eine lange Tradition und einen Geschmack, der die Generationen verbindet. Zitate aus der Kunst– geschichte unterstreichen die gelebte Geschichte, während lackierte Fingernägel und Wohnzitate sich bejahend dem Zeitgeist öffnen.
Werbegrafiker setzten mit ihren Inseraten Trends und verpassen einer gewissen Zeit eine visuelle Identität. Bei Werbungen in Kunstbroschüren lassen sich im Verlaufe der Jahrzehnte besonders gut Veränderungen ablesen: Inserate aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sind hauptsächlich in Schwarz/Weiss gehalten und folgen in ihrer grafischen Gestaltung den Richtlinien der Buch– typografie. Die Umwälzungen nach 1945 in Europa sind auch in den Inseraten nachzuvollziehen. Galerien verweisen auf ihre ehemaligen Standorte (vormals Berlin, jetzt Zürich) und es sind meistens mehrere Anzeigen auf einer Seite zu finden. Interessant ist, dass in Kulturspiegeln der noch jungen Deutschen Demokratischen Republik Inserate zu finden sind. So inseriert im Pulsschlag von 1964 der Volkseigene Betrieb Zwickauer Bier („Ein Qualitätsbegriff!) und Heinz-Joachim Tippmar („Pelze, nun auch wandelbar“) neben Isis Chemie, VEB Edelschmiede und VEB Dienstleistungskombinat Wilkau- Haßlau. Bis 1972 gab es in der DDR noch eine große Anzahl halbstaatliche und private Unternehmen, die erst in einer zweiten Sozialisierungswelle verstaatlicht wurden.
Während es überrascht, privatwirtschaftliche Inserate in einem Kulturspiegel der DDR zu finden, sind in den Publikationen der Länder, die sich nicht dem Warschauer Pakt anschlossen, ab den frühen fünfziger Jahre farblich und grafisch auffällig gestaltete Inserate zu finden. Während die Reproduktionen der Kunstwerke oft weiterhin in Schwarz/Weiss gedruckt wurden, tauchen bei den Inseraten farbige Seiten und andere Papiere auf. Die gesellschaftlichen Veränderungen in West– europa nach 1968 werden in den Kunstpublikationen genauso sichtbar wie neue technische und fotografische Möglichkeiten. Bis in die 1990er Jahren tauchen weiterhin Werbungen und Inserate auf, allerdings ist ab den 1970er Jahren ein stetiger Rückgang zu beobachten bis letztlich das Sponsoring die Inserate ganz ablöst. Seit den Millenniumsjahren bietet sich ein neues Bild: Künstler wie Christopher Williams zitieren nun bewusst Werbungen in ihren Katalogen und folgen einem Raster der 1950er und 1960er Jahren. In den letzten Jahren hat sich unser Leseverhalten durch die Digi– talisierung radikal verändert. In welche Richtung sich die Werbung der Zukunft entwickeln wird, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
In der Ausstellung TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS werden die gedruckten Inserate in den Fokus gerückt. Als Künstler ignorieren Matthias Gabi und Christoph Westermeier ihre BerufskollegInnen und lenken die Aufmerksamkeit auf die Seiten, die normalerweise schnell weitergeblättert werden. Dabei entfaltet sich ein Sittengemälde, das zwischen, Nostalgie, Komik und Schönheit changiert.
Matthias Gabi, Christoph Westermeier, 2018
TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS
Archiv11, Christoph Schifferli, Zürich
Es bringt Freude. Das Komponieren mit Farben. Das Kontrastieren von antik und modern. Man muss wählen können. Vergleichen, abwägen, das Ocker der Bezüge, das Blau oder Oliv der Vorhänge. Das Karmin und die gebrannte Erde des Persers. Die vielen Möglichkeiten machen die Entscheidung schwer. Stilsichere Berater, die gerne weiterhelfen:
Gabi und Westermeier
…aus den edelsten Kräutern hergestellt, die uns die Natur schenkt. Deshalb ist es so bekömmlich – deshalb mundet es so herrlich.
TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS
Das müssen Sie sehen! Sie werden fasziniert sein! Zauberhafte Vorhänge, Brücken, Exoten, Galerien, Bettumrandungen, Kelims usw. Riesenhauswahl, wertvolle Einzelexemplare, brillante Zimmerfotos, vorteilhafte Preise. Echtheits- und Rücknahmegarantie, Barrabatt, Teilzahlung, Auswahlsendung.
Von Extra zu Williams, von Bern nach Hannover. Pulsschlag und l’Oeil.
Authentisch und freundlich, kenntnisreich und aufgeschlossen. Sie sind herzlich eingeladen, mit Matthias Gabi und Christoph Westermeier in die faszinierende Welt der Inserate und Werbungen in Kunstpublikationen einzutauchen.
Unterhaltsam, lehrreich, spannend, gut.
Matthias Gabi, Christoph Westermeier, 2018
Jede Person, die an einer Kunsthochschule studiert hat, kennt das Gefühl der Verwunderung, wenn man das erste Mal eine gedruckte Ausgabe des Magazins Artforum in den Händen hält. Zwischen all den Werbeseiten übersieht man die Texte und erst wenn man erfährt, dass die Werbung streng kuratiert wird, schaut man sich diese genauer an. Bekommt man zudem eine Ausgabe aus den 1980er Jahren in die Hand, stellt man fest, dass man von einem Großteil der angekündigten KünstlerInnen noch nie etwas gehört hat. Zur Verwunderung gesellt sich Resignation und Melancholie. Die Flüchtigkeit von Zeit wird in einer alten Magazinausgabe haptisch greifbar.
Sensibilisiert für diese Thematik lohnt sich ein Blick in Broschüren von Kunstvereinen, Kunsthallen und Kunstmuseen. Um die Finanzierung einer Publikation zu generieren, ist es seit dem Aufkommen von fototechnisch bebilderten Ausstellungskatalogen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts üblich, die letzten Seiten für Inserate freizugeben. Manchmal sind die Inserate sogar durch die gesamte Publikation verteilt und mischen sich mit dem inhaltlichen Teil des Katalogs. Sie richten sich an ein bildungsbürgerliches Publikum, das einen gediegenen Lebensstil pflegt und sich den schöngeistigen Dingen zuwendet. TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS fasst vier Bereiche zusammen, die vor– wiegend in Publikationen von Kunstinstitutionen zu finden sind.
Der Teppich steht für eine gediegene Wohnung, ein Orientteppich macht sich gut zu einem abstrakten Bild, während ein zimmerfüllender Teppich den perfekten Untergrund für einen Cocktailempfang bietet.
Das Buch zeugt von Intellekt, Bildung und Interesse. Als Paradestück auf einem Coffee-Table oder als Luxuskleinod mit Leinenbezug sind Bücher unabdingbar. Teilweise verweisen Verlage auch auf hoch– wertige Kunstreproduktionen, Postkarten und Faksimiles.
Die Tapete soll wie der Teppich in keiner geschmackvoll eingerichteten Wohnung fehlen. Dabei ist sie als Hintergrund für Gemälde, Editionen und Kunstdrucke zu verstehen. Die Kestnergesellschaft in Hannover lieferte in ihren Publikationen lange ein Anschauungsblatt der Norta Tapeten (Insolvenz 1979) mit. Auf einem Muster für eine Raufasertapete im Katalog zur Wilhelm Lehmbruck Ausstellung 1955 ist zu lesen: „Die Bildwerke moderner Meister verlangen von der Wand, vor der sie wirken sollen, strengste Zurückhaltung. Dagegen fordern die Gesetze der Raumgestaltung bei aller Reserve des Ausdrucks eine gewisse Lebendigkeit und Wärme der Wandflächen.“
Der Schnaps steht für Geselligkeit und Kontinuität. Jahreszahlen auf den Etiketten verweisen auf eine lange Tradition und einen Geschmack, der die Generationen verbindet. Zitate aus der Kunst– geschichte unterstreichen die gelebte Geschichte, während lackierte Fingernägel und Wohnzitate sich bejahend dem Zeitgeist öffnen.
Werbegrafiker setzten mit ihren Inseraten Trends und verpassen einer gewissen Zeit eine visuelle Identität. Bei Werbungen in Kunstbroschüren lassen sich im Verlaufe der Jahrzehnte besonders gut Veränderungen ablesen: Inserate aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sind hauptsächlich in Schwarz/Weiss gehalten und folgen in ihrer grafischen Gestaltung den Richtlinien der Buch– typografie. Die Umwälzungen nach 1945 in Europa sind auch in den Inseraten nachzuvollziehen. Galerien verweisen auf ihre ehemaligen Standorte (vormals Berlin, jetzt Zürich) und es sind meistens mehrere Anzeigen auf einer Seite zu finden. Interessant ist, dass in Kulturspiegeln der noch jungen Deutschen Demokratischen Republik Inserate zu finden sind. So inseriert im Pulsschlag von 1964 der Volkseigene Betrieb Zwickauer Bier („Ein Qualitätsbegriff!) und Heinz-Joachim Tippmar („Pelze, nun auch wandelbar“) neben Isis Chemie, VEB Edelschmiede und VEB Dienstleistungskombinat Wilkau- Haßlau. Bis 1972 gab es in der DDR noch eine große Anzahl halbstaatliche und private Unternehmen, die erst in einer zweiten Sozialisierungswelle verstaatlicht wurden.
Während es überrascht, privatwirtschaftliche Inserate in einem Kulturspiegel der DDR zu finden, sind in den Publikationen der Länder, die sich nicht dem Warschauer Pakt anschlossen, ab den frühen fünfziger Jahre farblich und grafisch auffällig gestaltete Inserate zu finden. Während die Reproduktionen der Kunstwerke oft weiterhin in Schwarz/Weiss gedruckt wurden, tauchen bei den Inseraten farbige Seiten und andere Papiere auf. Die gesellschaftlichen Veränderungen in West– europa nach 1968 werden in den Kunstpublikationen genauso sichtbar wie neue technische und fotografische Möglichkeiten. Bis in die 1990er Jahren tauchen weiterhin Werbungen und Inserate auf, allerdings ist ab den 1970er Jahren ein stetiger Rückgang zu beobachten bis letztlich das Sponsoring die Inserate ganz ablöst. Seit den Millenniumsjahren bietet sich ein neues Bild: Künstler wie Christopher Williams zitieren nun bewusst Werbungen in ihren Katalogen und folgen einem Raster der 1950er und 1960er Jahren. In den letzten Jahren hat sich unser Leseverhalten durch die Digi– talisierung radikal verändert. In welche Richtung sich die Werbung der Zukunft entwickeln wird, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
In der Ausstellung TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS werden die gedruckten Inserate in den Fokus gerückt. Als Künstler ignorieren Matthias Gabi und Christoph Westermeier ihre BerufskollegInnen und lenken die Aufmerksamkeit auf die Seiten, die normalerweise schnell weitergeblättert werden. Dabei entfaltet sich ein Sittengemälde, das zwischen, Nostalgie, Komik und Schönheit changiert.
Matthias Gabi, Christoph Westermeier, 2018
TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS
Archiv11, Christoph Schifferli, Zürich
Es bringt Freude. Das Komponieren mit Farben. Das Kontrastieren von antik und modern. Man muss wählen können. Vergleichen, abwägen, das Ocker der Bezüge, das Blau oder Oliv der Vorhänge. Das Karmin und die gebrannte Erde des Persers. Die vielen Möglichkeiten machen die Entscheidung schwer. Stilsichere Berater, die gerne weiterhelfen:
Gabi und Westermeier
…aus den edelsten Kräutern hergestellt, die uns die Natur schenkt. Deshalb ist es so bekömmlich – deshalb mundet es so herrlich.
TEPPICH BUCH TAPETE SCHNAPS
Das müssen Sie sehen! Sie werden fasziniert sein! Zauberhafte Vorhänge, Brücken, Exoten, Galerien, Bettumrandungen, Kelims usw. Riesenhauswahl, wertvolle Einzelexemplare, brillante Zimmerfotos, vorteilhafte Preise. Echtheits- und Rücknahmegarantie, Barrabatt, Teilzahlung, Auswahlsendung.
Von Extra zu Williams, von Bern nach Hannover. Pulsschlag und l’Oeil.
Authentisch und freundlich, kenntnisreich und aufgeschlossen. Sie sind herzlich eingeladen, mit Matthias Gabi und Christoph Westermeier in die faszinierende Welt der Inserate und Werbungen in Kunstpublikationen einzutauchen.
Unterhaltsam, lehrreich, spannend, gut.
Matthias Gabi, Christoph Westermeier, 2018
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